Der Chor zur Zeit des Nationalsozialismus
Um einer Auflösung in der Zeit des Nationalsozialismus zu entgehen, wurde der Chor 1937 der Hitler-Jugend angegliedert und die Jugendlichen leisteten durch die Proben und Konzerte ihren vorgeschriebenen „Dienst“ ab. 1938 lautete die offizielle Bezeichnung des Chores „Berliner Mozart-Chor der Berliner Hitler-Jugend“.
Die Reise- und Konzerttätigkeit und die Freude, die der Chor den Zuhörern bereitete, blieben indes ungebrochen. Hinzu kamen nun zahlreiche Rundfunkaufnahmen. Um den Luftangriffen auf Berlin zu entgehen, Schulbesuch und Probenarbeit aber weiterhin zu gewährleisten, wurde der Berliner Mozart-Chor 1943 nach Küstrin evakuiert, von wo aus im Januar 1945 die Flucht gelang.
Der Neubeginn
Ein Neuanfang im Juni desselben Jahres wurde durch die Internierung Erich Steffens in Sachsenhausen aufgrund seiner „Chorleiter“-tätigkeit, die von den Alliierten als „Korpsleiter“ fehlinterpretiert wurde, verhindert. Einige in Berlin verbliebene Chormitglieder formierten sich inzwischen als städtischer „Jugendchor der Stadt Berlin“ im Bezirk Mitte neu. Den politischen Zwängen dieser Zeit folgend, wurde durch die Spaltung 1948 auch der Chor auseinandergerissen.
1950 kam Erich Steffen frei. In Berlin-Wilmersdorf baute er sogleich den Berliner Mozart-Chor mit zahlreichen Ehemaligen als gemischten Chor wieder auf. Herausragend unter den zahlreichen Auftritten der fünfziger Jahre waren die Serenadenkonzerte im Jagdschloß Grunewald, in denen der ehemalige Mozartianer Hermann Prey erstmals als Baritonsolist mitwirkte.
„Singende Sendboten Berlins“ wurden die jungen Berlinerinnen und Berliner auf ihren Konzertreisen im In- und Ausland (1967 sogar in die USA) gern tituliert. Aufgrund seiner schweren Erkrankung beendete Erich Steffen seine Chorleitertätigkeit 1973 und reichte den Taktstock an Professor Reinhard Stollreiter weiter.