Jahr für Jahr ging der Chor nun immer wieder auf Konzertreisen, in den Oster-, Sommer- und Herbstferien. Es war das Anliegen Erich Steffens, die Kinder in den wirtschaftlich schlechten Jahren nach dem ersten Weltkrieg von den Straßen der Großstadt zu holen, ihnen durch Erziehung zur Musik hin einen Halt zu geben. Sie sollten auf den Fahrten Gelegenheit erhalten neue Landschaften und Menschen kennenlernen. Dazu wohnten die Chormitglieder auf den Reisen meist bei Familien in Privatquartieren. Bis 1927 hatte der Chor bereits 250 Konzerte gegeben. Der Erfolg des Berliner Mozart-Chores resultierte im wesentlichen aus dem natürlichen, aber geschulten Singen, das von der jugendlichen Mentalität der Sänger lebt:
„…ein künstlerisches und dabei doch natürliches Singen, mit einem bewundernswerten Reichtum in der dynamischen Schattierung. In diesem Singen liegt Kraft, Leichtigkeit, Biegsamkeit, Leidenschaft und Begeisterung. Die ungeschminkt natürliche, musikalisch fein durchgeführte Wiedergabe löste begeisterten Beifall aus…“ (Mannheimer Tagesblatt vom 10.07.1928). Aufgrund der vorbildlichen Leistung des Chores wurde sein Leiter Erich Steffen vom Schuldienst freigestellt, und die Stadtverwaltung Berlin übernahm das Patronat für den Jugendchor.
1933 gab der Berliner Mozart-Chor sein 500. Konzert, wieder in der Berliner Singakademie. Aus dem Jugendchor wuchsen die Chormitglieder etwa mit 18 jahren heraus. Neue Jugendliche kamen – nach einer Aufnahmeprüfung – im Laufe der Jahre aus ganz Berlin hinzu. Was bei den Konzerten zur Aufführung gelangte, mußte damals durchweg auswendig beherrscht werden. So war stets ein großes Repertoire von über 100 mehrstimmigen Chorsätzen vorhanden, aus dem für die jeweiligen Konzerte ohne Umstände ein geeignetes Programm zusammengestellt werden konnte. Auch heute noch können viele der ehemaligen Mozartianer aus dem früher gelernten Repertoire singen.